Gendern ist für mich ein GenX Problem. Ich bin Mitte zwanzig und in meinem studentischen Umfeld gendert niemand. Ich denke beim Wort Ärzte nie nur an männliche Ärzte. Ich glaube meine Generation und nachfolgende Generationen haben den Sexismus (weitestgehend) vollständig hinter sich gelassen, bzw. sind gar nicht erst damit aufgewachsen.
Als spät 20-jähriger kann ich über diese Echokammer Naivität nur traurig lachen… als ob man Sexismus mit einem magischen Generationenwechsel unterbinden kann. Ich mein es wäre schön wenn es so wäre, aber es ist schlicht falsch. Man erkennt an deinem Text halt auch, dass du ein hetero Mann bist, der entsprechende Erfahrungen selbst nicht machen musste.
Und bestimmt ist es besser geworden, aber was mir meine Freundinnen erzählen bzw was ich indirekt mitbekomme zeigt mir halt, dass wir erst Leuten zuhören müssen, die direkt davon betroffen sind, bevor wir als Privilegierte das einfach wegnegieren.
Das hängt sehr von deiner Bubble ab. In meinem studentischen Umfeld wird sogar in der Umgangssprache mündlich gegendert. Ist da halt auch absolut kein Thema, weil es als normal und selbstverständlich angesehen wird.
Sexismus hinter uns gelassen? Noch sehr lang nicht. Ja, die Sprache ist da wohl das kleinere Problem, aber sivh selbst reproduzierenden Stereotypen gibt es auch in den jungen Generationen noch en Masse. Vor allem, wenn nicht darüber aufmerksam gemacht wird und Menschen sich dem bewusst werden.
Umfrage ist wohl besser. Ich halte die ganzen Pauschalisierungen wie ‘in unserer Gesellschaft/Altersgruppe gibts ja kan Sexismus/Rassimus/kane Homophobie’ aber trotzdem für reichlich kurzsichtig, ein jeder Blick auf Umfragen (oder Wahlverhalten) zeigt ja wohl das Gegenteil. Entweder sitzt man da in einer Blase oder man hinterfragt das eigene Verhalten vielleicht nicht so sehr, wie man sollte.
Bzgl. Gendern würde ich übrigens noch anmerken, dass es da nicht nur um Sexismus geht, sondern auch um Repräsentation. Unabhängig obs die Gesellschaft jetzt gleicher macht kann ich gut nachvollziehen, wenn Frauen einfordern, dass sie sich in der Sprache repräsentiert fühlen. Es ist halt unweigerlich, dass das Maskulin (auch wenn es technisch generisch sein kann) mit Männern assoziiert wird.
Nein, das ist nicht unweigerlich, sondern ledigliche eine Theorie, deren Belege durch Studien auf sehr wackligen Beinen steht…
Oder -mal so als Gegenbeispiel- assoziierst du generisches Femininum (die Person, die Koryphäe, die Geisel) unweigerlich mit Frauen? Oder ist die Grammatik vielleicht nur Blödsinn und es ist tatsächlich schlicht deine persönliche Erfahrung bzw. Erwartung, die den Ausschlag gibt?
Ist 'ne schöne Theorie und wahrscheinlich auch wahr.
Hilft nur nicht, wenn bei der Idee direkt die militanten Feministinnen angerannt kommen (also die Pseudo-Feministinnen, die eigentlich nichts mit Feminismus am Hut haben aber trotz Minderheit die lauteste und auffälligste Fraktion sind), um dir zu erzählen, dass du in Wirklcihkeit nur Frauen hasst und deshalb nur so tust als wärst du kein zurückgebliebener Höhlenmensch…
Also nein. Das “Gendern” selber ist nciht das GenX Problem…
Ich hoffe, du hast recht.
In meinem Team arbeitet eine studentische Hilfskraft, welche wirklich stark Wert legt auf’s Gendern und den Genderstern “übertrieben” betont. Sie ist auch Mitte 20 und demnach hoffentlich eine Ausnahme
Gerade der Genderstern (und andere Formen wie Gender-Doppelpunkt etc.) als Versuch diejenigen zu repräsentieren, die sich weder von der männlichen noch der weiblichen Form angesprochen werden, kommt mir vor wie eine Lösung auf der Suche nach einem Problem.
Wenn die Forschung sagt, dass ein Teil der Bevölkerung beim Wort “Ärtze” nur Männer vor Augen hat, dann glaube ich das erstmal. Ich verbinde Berufsbezeichnungen eher mit der Tätigkeit als mit der ausübenden Person, aber Gehirne funktionieren eben alle ein bisschen anders.
Die deutsche Sprache hatte je bereits eine Lösung für dieses Problem: Will man die Heterogenität der Geschlechter in einer Gruppe hervorheben, dann schreibt oder sagt man eben “Ärztinnen und Ärzte”. Oder wenn man es ganz eilig hat, dann nutzt man das Binnen-I (wobei das auch einige Probleme mit sich bringt).
Bei allem Verständnis für die Probleme all derjenigen, die sich im binären Geschlechtssystem nicht wiederfinden: Ist es wirklich verhältnismäßig für diese winzige Minderheit zu versuchen die Sprache anzupassen? Es ist ja bekannt, dass Sprache für viele Menschen identitätsstiftend ist und wie sehr sie sich gegen den (vermeintlichen) Versuch sträuben ihre Sprache von Außen zu verändern.
Auch Sie kennen Leute, die sich gegen den Genderstern wehren. Was sagen Sie ihnen?
Ich verstehe dein Unwohlsein. Hier wird an der Sprache gerührt, die du bisher als selbstverständlich wahrgenommen hast. Aber verstehst du auch, dass auf der anderen Seite dasselbe Unwohlsein herrscht gegenüber der Sprache, die für dich so selbstverständlich ist? Die Verknüpfung von Sprache und Identität ist bei allen gegeben: bei Menschen, deren Identität das Gendersternchen infrage stellt, und bei jenen, deren Identität es erst sichtbar macht. Dieses Bewusstsein, dass man nonbinäre Menschen sprachlich sichtbar machen kann, ist erreicht. Dahinter zurückfallen: Ich glaube, das geht nicht. Der Aufwand für diese Personen, ständig ihre Identität und die Wirklichkeit, in der diese Identität ignoriert wird, in Einklang zu bringen, wäre sehr viel grösser als für mich, zu sagen: Ich bin doch als Mann nach wie vor gemeint, auch wenn jetzt ein Gendersternchen in dem Wort steht. Ich muss doch gar keine Angst haben, ich war vorher gemeint und bin es auch weiterhin. Und an dieses Sternchen muss ich mich halt gewöhnen.
Gendern ist für mich ein GenX Problem. Ich bin Mitte zwanzig und in meinem studentischen Umfeld gendert niemand. Ich denke beim Wort Ärzte nie nur an männliche Ärzte. Ich glaube meine Generation und nachfolgende Generationen haben den Sexismus (weitestgehend) vollständig hinter sich gelassen, bzw. sind gar nicht erst damit aufgewachsen.
Als spät 20-jähriger kann ich über diese Echokammer Naivität nur traurig lachen… als ob man Sexismus mit einem magischen Generationenwechsel unterbinden kann. Ich mein es wäre schön wenn es so wäre, aber es ist schlicht falsch. Man erkennt an deinem Text halt auch, dass du ein hetero Mann bist, der entsprechende Erfahrungen selbst nicht machen musste.
Und bestimmt ist es besser geworden, aber was mir meine Freundinnen erzählen bzw was ich indirekt mitbekomme zeigt mir halt, dass wir erst Leuten zuhören müssen, die direkt davon betroffen sind, bevor wir als Privilegierte das einfach wegnegieren.
Das hängt sehr von deiner Bubble ab. In meinem studentischen Umfeld wird sogar in der Umgangssprache mündlich gegendert. Ist da halt auch absolut kein Thema, weil es als normal und selbstverständlich angesehen wird.
Sexismus hinter uns gelassen? Noch sehr lang nicht. Ja, die Sprache ist da wohl das kleinere Problem, aber sivh selbst reproduzierenden Stereotypen gibt es auch in den jungen Generationen noch en Masse. Vor allem, wenn nicht darüber aufmerksam gemacht wird und Menschen sich dem bewusst werden.
Ich erinnere bei ‘Sexismus hinter uns gelassen’ mal noch an diese Studie über junge Männer
Panorama hat auch die deutliche Kritik an der Methodik der “Studie”/Umfrage zusammengetragen.
Umfrage ist wohl besser. Ich halte die ganzen Pauschalisierungen wie ‘in unserer Gesellschaft/Altersgruppe gibts ja kan Sexismus/Rassimus/kane Homophobie’ aber trotzdem für reichlich kurzsichtig, ein jeder Blick auf Umfragen (oder Wahlverhalten) zeigt ja wohl das Gegenteil. Entweder sitzt man da in einer Blase oder man hinterfragt das eigene Verhalten vielleicht nicht so sehr, wie man sollte.
Bzgl. Gendern würde ich übrigens noch anmerken, dass es da nicht nur um Sexismus geht, sondern auch um Repräsentation. Unabhängig obs die Gesellschaft jetzt gleicher macht kann ich gut nachvollziehen, wenn Frauen einfordern, dass sie sich in der Sprache repräsentiert fühlen. Es ist halt unweigerlich, dass das Maskulin (auch wenn es technisch generisch sein kann) mit Männern assoziiert wird.
Nein, das ist nicht unweigerlich, sondern ledigliche eine Theorie, deren Belege durch Studien auf sehr wackligen Beinen steht…
Oder -mal so als Gegenbeispiel- assoziierst du generisches Femininum (die Person, die Koryphäe, die Geisel) unweigerlich mit Frauen? Oder ist die Grammatik vielleicht nur Blödsinn und es ist tatsächlich schlicht deine persönliche Erfahrung bzw. Erwartung, die den Ausschlag gibt?
Ist 'ne schöne Theorie und wahrscheinlich auch wahr.
Hilft nur nicht, wenn bei der Idee direkt die militanten Feministinnen angerannt kommen (also die Pseudo-Feministinnen, die eigentlich nichts mit Feminismus am Hut haben aber trotz Minderheit die lauteste und auffälligste Fraktion sind), um dir zu erzählen, dass du in Wirklcihkeit nur Frauen hasst und deshalb nur so tust als wärst du kein zurückgebliebener Höhlenmensch…
Also nein. Das “Gendern” selber ist nciht das GenX Problem…
Ich hoffe, du hast recht. In meinem Team arbeitet eine studentische Hilfskraft, welche wirklich stark Wert legt auf’s Gendern und den Genderstern “übertrieben” betont. Sie ist auch Mitte 20 und demnach hoffentlich eine Ausnahme
Gerade der Genderstern (und andere Formen wie Gender-Doppelpunkt etc.) als Versuch diejenigen zu repräsentieren, die sich weder von der männlichen noch der weiblichen Form angesprochen werden, kommt mir vor wie eine Lösung auf der Suche nach einem Problem.
Wenn die Forschung sagt, dass ein Teil der Bevölkerung beim Wort “Ärtze” nur Männer vor Augen hat, dann glaube ich das erstmal. Ich verbinde Berufsbezeichnungen eher mit der Tätigkeit als mit der ausübenden Person, aber Gehirne funktionieren eben alle ein bisschen anders.
Die deutsche Sprache hatte je bereits eine Lösung für dieses Problem: Will man die Heterogenität der Geschlechter in einer Gruppe hervorheben, dann schreibt oder sagt man eben “Ärztinnen und Ärzte”. Oder wenn man es ganz eilig hat, dann nutzt man das Binnen-I (wobei das auch einige Probleme mit sich bringt).
Bei allem Verständnis für die Probleme all derjenigen, die sich im binären Geschlechtssystem nicht wiederfinden: Ist es wirklich verhältnismäßig für diese winzige Minderheit zu versuchen die Sprache anzupassen? Es ist ja bekannt, dass Sprache für viele Menschen identitätsstiftend ist und wie sehr sie sich gegen den (vermeintlichen) Versuch sträuben ihre Sprache von Außen zu verändern.