da ich mich bewerbe wollte ich zuerst ein Zeugnis für den neuen Arbeitgeber haben.
Ich habe nie ein Zeugnis bekommen. Stattdessen habe ich eine berufliche Beurteilung bekommen: Gesamtnote: 4.
Diese Beurteilung hat die Leitung alleine geschrieben: Sie hat mit mir kein Gespräch geführt. Andere Mitarbeiter haben gemeint, normal ist, die Beurteilung zusammen mit dem Arbeitnehmer zu führen und dass am Ende das Dokument von beiden Parteien unterschrieben wird. Ein Gespräch wird geführt.
Wie schon geschrieben, habe ich mich fünf mal intern beworben und bin fünf mal abgelehnt worden. Nun frage ich mich, was für einen Einfluss diese Beurteilung gespielt hat.
Nun denke ich, dass meine Vorgesetzte mich sabotiert: wenn ich woanders arbeite, müssen sie nochmal eine Kraft anstellen und anleiten. Der Weg das zu machen? Behaupten, dass ich keine gute Kraft bin, sodass niemand mich anstellt.
Was denkt ihr?
2 Wochen nach dieser Beurteilung löbt diese Person mich öffentlich mit einem riesigen Lächeln ins Gesicht und sagte “wir sind eine große Familie hier”. Was zur Hölle soll das? Entweder bin ich gut oder nicht.
Logischerweise vertraue ich diese Person nicht mehr. Aber es ergibt keinen Sinn, mich zu bewerben, wenn das Wichtigste für einen neuen Arbeitgeber diese Beurteilung ist.
Ein Gespräch mit dem Betriebsrat wäre eine gute Idee, aber ich möchte auch wissen, was noch ich machen kann, außer so viele Distanz wie möglich mit dieser Person zu halten.
Ist es Aufgabe des Betriebsrats, mich zu begleiten, wenn ich mit dieser Leitung nicht alleine sprechen möchte?
Wenn ein Vorgesetzter etwas von Familie schwafelt, geht es immer darum schlechte Behandlung unter den Teppich zu kehren.
“Die Kunst ist es, den Arbeitnehmer so über den Tisch zu ziehen, dass er die dabei entstehende Reibungswärme als Nestwärme empfindet.”
Keine Ahnung von wem der Spruch ist, aber der kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn ich sowas lese.
Arbeiter
Ist es Aufgabe des Betriebsrats, mich zu begleiten, wenn ich mit dieser Leitung nicht alleine sprechen möchte?
Jain. Kenne mich nicht so gut aus, aber die sollten prinzipiell auf deiner seite sein und dir helfen können. Frag einfach mal nach.
Davon unabhängig scheint es mir sehr fischig, das dir die Möglichkeit zur Verbesserung quasi nicht gegeben wird. Also normal wäre, das selbst wenn man etwas falsch macht, man das mit dem AG bespricht und sich auf konkrete Ziele einigt der verbessert werden müssen, wie zum Beispiel das du pünktlich zur Arbeit kommst und wenn du schon Fehler machst, mit den Fehlern richtig umgehst. Und dann guckt man sich an ob sich das verbessert. Und dafür brauch es dann wirklich konrekte Beispiele und Dokumentation. Das ist über fünf Ecken wichtig, für Kündigung oder Arbeitszeugnis. Der AG kann dir nicht einfach so ein schlechtes Arbeitszeugniss geben, sondern muss dafür konkrete Nachweise haben. Und so.
Das du einfach so mehrere schlechte Bewertungen kriegst, ohne das du da Ziele oder Verbesserungsvorschläge vom AG kriegst, oder mit dem AG darüber sprichst, ist mindestens unprofessionell, höchst wahrscheinlich hat der Betriebsrat dazu aber einige interessante weiterführende Infos.
Der andere Kommentar meinte Anwalt, das geht sicher auch, aber frag erstmal beim Betriebsrat ob die dir helfen können.
Achso und Anspruch auf ein richtiges Arbeitszeugnis hast du auch.
2 Wochen nach dieser Beurteilung löbt diese Person mich öffentlich mit einem riesigen Lächeln ins Gesicht und sagte “wir sind eine große Familie hier”.
Und ab hier hatte ich die Antwort. Lauf.
Es könnte schon sein, dass Du wirklich super bist, man Dir aber absichtluch statt einem Arbeitszeugnis nur eine nutzlose Note gibt, um zu verhindern, dass Du das Unternehmen verlässt. Wenn das so ist, kannst Du das vielleicht zu Deinen Gunsten in Verhandlungen verwenden, denn es bedeutet sie nehmen es sogar in Kauf in rechtliche Probleme zu geraten, um Dich zu behalten.
kannst Du das vielleicht zu Deinen Gunsten in Verhandlungen verwenden, denn es bedeutet sie nehmen es sogar in Kauf in rechtliche Probleme zu geraten, um Dich zu behalten.
ich verstehe es nicht ganz: in Verhandlungen mit dem neuen oder mit den aktuellen Arbeitgeber?
Warum ist es gut, dass der aktuelle Arbeitgeber in Kauf hat, in rechtliche Probleme zu geraten? Oder habe ich es falsch verstanden?
Mit dem aktuellen. Wenn das so ist, bist Du wertvoll genug, dass sie das Risiko eingehen verklagt zu werden (weil sie Dir nich sofort ein wohlwollendes Zeugnis gegeben haben), um Dich zu behalten. Du kannst dann z.B. andeuten, dass Du auch ohne Zeugnis etwas finden würdest, aber Du würdest lieber auf eine der Stellen versetzt werden, auf die Du Dich ursprünglich beworben hast oder Du könntest mehr Gehalt verlangen. Du musst natürlich mehr als nur einen Verdacht haben, dass das so ist. Du musst wissen, dass es ärgerlich für sie wäre, Dich zu verlieren.
Du kannst dann z.B. andeuten, dass Du auch ohne Zeugnis etwas finden würdest
ist das aber so? Mir würde gesagt, dass Arbeits-Zeugnisse in Deutschland sehr wichtig sind und dass ohne Zeugnis, es keinen Sinn ergibt, sich zu bewerben.
Du musst natürlich mehr als nur einen Verdacht haben, dass das so ist.
Stimmt, aber wie mache ich das? Wenn ich die Leitung konfrontiere, wird sie das verneinen und mich beschuldigen, ein Lügner zu sein, sodass ich in ein schlechtes Licht rücke.
Leitung und stellvertretende Leitung sind befreundet und helfen sich.
Es gibt Jobs, da kommen Leute auf andere zu, um sie abzuwerben oder Jobs in die man über Beziehungen kommt. Da spielt ein Arbeitszeugnis selten eine Rolle. Außerdem kann man auch ein Praktikum machen, um zu beweisen, dass man etwas gut kann und dann kann man in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen werden.
Anwalt
Du hast ein Recht auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis! Da gibt es strikte Anforderungen und dir einfach ne Note geben können sie nicht, das ist auch unüblich. Der Betriebsrat oder deine Gewerkschaft kann dir dabei helfen, du musst da nicht alleine durch.
Bevor du dich intern bewirbst, könntest du auch schonmal Kontakt zu Leuten aus der anderen Abteilung suchen.
Ist es Aufgabe des Betriebsrats, mich zu begleiten, wenn ich mit dieser Leitung nicht alleine sprechen möchte?
Ja, bei den meisten Unternehmen wird das nicht hinterfragt, es besteht aber kein genereller gesetzlicher Anspruch darauf, jedoch sind die Anforderungen dazu i.d.R leicht erfüllt.
Wenn du dir es leisten kannst, dann würde ich kündigen und gucken, was dann passiert.
Abgesehen davon, dass deine Vorgesetzte dich wirklich sabotieren könnte: Es ist jetzt auch eigentlich selbstverständlich, dass man auch über wirklich schlechte Mitarbeiter als Vorgesetzte nicht öffentlich herzieht und die gnadenlos runtermacht. Selbst wenn die privat mit dir kommunizierte Arbeitsbewertung richtig schlecht war, musst du als Führungskraft trotzdem manchmal gute Miene zum schlechten Spiel machen