Möglicherweise ist das ein einfaches Missverständnis. “Esoterik” war in der Antike und im Mittelalter einfach ein Wort um “allgemeine Theorien über die Welt” zu sagen. Dass das heute so in Verruf geraten ist, ist eine lange Geschichte. Eine moderne Übersetzung wäre wahrscheinlich “Philosophie” oder so.
Mach dir nichts draus, letztere ist auch in Verruf geraten respektive hat einen starken Bedeutungswandel hinter sich. Dennoch, wenn du von Esoterik sprichst, ist es ja naheliegend, den zeitgenössischen Begriffe darunter zu verstehen und nicht irgendeine etymologische Bedeutung.
Aber verstehe ich dich dann damit richtig, dass du die gegenwärtliche Esoterik auch als ganzheitlichen Blödsinn betrachtest?
Deswegen stelle ich ja die konkrete Frage. Ich weiß nicht, worauf du dich beziehst. Was ich als moderne Esoterik wahrnehme, inklusive Heilsteinen, Wünschelruten und energetischen Wasserfiltern oder wofür das auch immer sein mag, halte ich in aller Bescheidenheit für ausgemachten Blödsinn und meine Frage war es, ob du ein Gegenbeispiel für mich hast oder mir jedenfalls erklären möchtest, was du damit meintest, als du dich Esoteriker bezeichnet hast - ich bin ja lernfähig.
Das Wort “Esoterik” kommt mmn. von “aster” (Stern) (auch wenn manche Leute ne alternative Etymologie vorschlagen). Gemeint ist mit “Stern” jedoch nicht ein physischer Stern am Nachthimmel, sondern es ist mehr ne Metapher. Gemeint ist damit eine platonische Idee, das kannst du dir so vorstellen wie eine mathematische Zahl oder ein abstrakter Gedanke. (es gibt einen Wikipedia-Artikel darüber). Insofern ist “Esoterik” das Studium von abstrakten Ideen, oder eben so etwas wie allgemeine Theorien über die Welt. Im Mittelalter, als es die moderne Wissenschaft noch nicht gab, war das das fortschrittlichste, was du finden konntest. Heute haben sich die esoterischen Methoden auf viele Wissenschaften aufgeteilt, insbesondere Mathematik. Aber die Esoterik verbindet eben all diese Wissenschaften miteinander und ist “fächerübergreifend”. Darum ist das so interessant.
Edit: falls du noch Fragen hast, gerne nachfragen.
Jetzt musste ich ein paar mal schlucken, aber lass mich das mal versuchen aufzurollen:
Esoterik kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie inneres Wissen. Damit ist nichts metaphorisch gemeint, sondern es ist der Gegenpol zur Exoterik, die für allgemein erwerbbares Wissen steht.
Die platonische idea (die meinst du vermutlich), wie sie beispielsweise im Phaidon diskutiert wird, hat damit aus meiner Sicht nichts zu tun. Das ist der unausgesprochene Gedanke, der vor dem logos (Aussprache bzw. Formalismus der Idee) in quasi metaphysischer Form existiert.
Auch der Rest dessen, was du da sagst, ist nichts, was Esoterik für sich proklamieren kann, denn die Disziplin der Metawissenschaft kam seit der frühen Antike der Philosophie zu.
Ich weiß das alles gerade eher zufällig, weil ich es mal eine Weile studiert habe und schon immer ein Fan von antiken philosophischen Lehren war. Schade finde ich, dass du hier wirklich einfach von vorn bis hinten Dinge beschreibst, die so unzutreffend sind und dazu der eigentlichen Frage danach, was du für dich selbst meinst, schon etwas ausgewichen bist, wie ich es empfinde.
Achso, das tut mir jetzt echt leid, auch noch anzubringen, aber es fällt mir zu schwer, das so stehenzulassen. Tatsächlich habe ich auch Mathematik studiert und es stimmt nicht, dass die Philosophie sich in Teildisziplinen zersplittert hat (die Esoterik schon lange nicht). Mathematik war schon immer eine eigene Disziplin und die Philosophie war die deskriptive Disziplin über der empirischen Wissenschaft, die im Zuge verstärkten Materialismus und Realismus über die Jahrhunderte diesbezüglich an Bedeutung verlor.
Es gibt aber einen ganz spannenden Bereich der mathematischen Philosophie, der sich speziell mit Mathematik und Realismus auseinandersetzt.
Hmm naja Worte setzen sich halt nur durch weil sie von Menschen verstanden werden. Insofern ist es sehr relevant was Menschen dabei spontan in den Sinn kommt. Und das Wort “Esoterik” klingt schon sehr nach “aster”. Wenn du jetzt sagst, nein, das kommt aus dem altgriechischen, keine Ahnung, was ich darauf sage.
Also dass sich das zersplittert hat, ist sicherlich der Fall, man lernt ja auch in der Schule, dass Philosophie im alten Griechenland eher sowas wie ein Vorläufer der modernen Wissenschaft war etc. Ich habe keine Lust hier zu streiten, aber ich denke halt dass es oberflächlich ist zu sagen “Ich studiere Philosophie ohne den Sinn in der Geschichte zu verstehen.”
Streiten möchte ich auch nicht, ist auch nicht notwendig zwischen uns beiden. Ich habe nicht gesagt, dass ich den Sinn nicht verstehe, sondern, dass das, was du als Esoterik beschreibst, eben klassische Philosophie ist. Ich finde es praktisch, dass das so ist, weil wir jetzt die ganzen historischen Strömungen mit iks Boot holen können. Wir könnten jetzt zum Beispiel auch über Hegel und Kant sprechen (beides ehrlich nicht mein Gebiet), sowie über Epikur und Platon. Aber das alles ist eben nicht Esoterik.
Und nunja, es ist ja nicht so, dass ich herkomme und einfach behaupte, dass Esoterik dies und jenes bedeutet. Es gibt ein Adjektiv (esoterikos), aus dem Esoterik unmittelbar abgeleitet wurde und eine Verbindung zum Wort aster (was übrigens korrekterweise nicht aus dem lateinischen, sondern ebenfalls dem Altgriechischen kommt) gibt es da nicht.
Ja stimmt genau, ich nenne das Esoterik was du wahrsl. einfach klassische Philosophie nennst. Meine Gründe habe ich ja dargelegt.
Hmm also Menschen spielen gern mit Doppeldeutigkeiten (vielschichtigkeit) daher würde ich das so sehen dass das Wort halt gewusst so gewählt/beibehalten wurde, dass man es auf mehrere Arten interpretieren kann. Es wurde zwar ursprünglich nach was anderes benannt, der Name wäre aber später geändert worden wenn er zu umständlich wäre. Er hat aber eben aufgrund einer witzigen doppeldeutigkeit gut gepasst. Man kann es übrigens auch noch anders lesen: e-soter-ik, von altgr. “soter” bedeutet “retter” (jesus und so) also “das was vom retter kommt” oder “rettende gedanken” oder so.
Möglicherweise ist das ein einfaches Missverständnis. “Esoterik” war in der Antike und im Mittelalter einfach ein Wort um “allgemeine Theorien über die Welt” zu sagen. Dass das heute so in Verruf geraten ist, ist eine lange Geschichte. Eine moderne Übersetzung wäre wahrscheinlich “Philosophie” oder so.
Mach dir nichts draus, letztere ist auch in Verruf geraten respektive hat einen starken Bedeutungswandel hinter sich. Dennoch, wenn du von Esoterik sprichst, ist es ja naheliegend, den zeitgenössischen Begriffe darunter zu verstehen und nicht irgendeine etymologische Bedeutung.
Aber verstehe ich dich dann damit richtig, dass du die gegenwärtliche Esoterik auch als ganzheitlichen Blödsinn betrachtest?
So etwas wie moderne Esoterik gibt es genau so wenig wie moderne Alchemie oder moderne Magie. Das hat sich völlig gewandelt.
Deswegen stelle ich ja die konkrete Frage. Ich weiß nicht, worauf du dich beziehst. Was ich als moderne Esoterik wahrnehme, inklusive Heilsteinen, Wünschelruten und energetischen Wasserfiltern oder wofür das auch immer sein mag, halte ich in aller Bescheidenheit für ausgemachten Blödsinn und meine Frage war es, ob du ein Gegenbeispiel für mich hast oder mir jedenfalls erklären möchtest, was du damit meintest, als du dich Esoteriker bezeichnet hast - ich bin ja lernfähig.
Ja, klar kann ich dir das konkret erklären.
Das Wort “Esoterik” kommt mmn. von “aster” (Stern) (auch wenn manche Leute ne alternative Etymologie vorschlagen). Gemeint ist mit “Stern” jedoch nicht ein physischer Stern am Nachthimmel, sondern es ist mehr ne Metapher. Gemeint ist damit eine platonische Idee, das kannst du dir so vorstellen wie eine mathematische Zahl oder ein abstrakter Gedanke. (es gibt einen Wikipedia-Artikel darüber). Insofern ist “Esoterik” das Studium von abstrakten Ideen, oder eben so etwas wie allgemeine Theorien über die Welt. Im Mittelalter, als es die moderne Wissenschaft noch nicht gab, war das das fortschrittlichste, was du finden konntest. Heute haben sich die esoterischen Methoden auf viele Wissenschaften aufgeteilt, insbesondere Mathematik. Aber die Esoterik verbindet eben all diese Wissenschaften miteinander und ist “fächerübergreifend”. Darum ist das so interessant.
Edit: falls du noch Fragen hast, gerne nachfragen.
Jetzt musste ich ein paar mal schlucken, aber lass mich das mal versuchen aufzurollen:
Esoterik kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie inneres Wissen. Damit ist nichts metaphorisch gemeint, sondern es ist der Gegenpol zur Exoterik, die für allgemein erwerbbares Wissen steht.
Die platonische idea (die meinst du vermutlich), wie sie beispielsweise im Phaidon diskutiert wird, hat damit aus meiner Sicht nichts zu tun. Das ist der unausgesprochene Gedanke, der vor dem logos (Aussprache bzw. Formalismus der Idee) in quasi metaphysischer Form existiert.
Auch der Rest dessen, was du da sagst, ist nichts, was Esoterik für sich proklamieren kann, denn die Disziplin der Metawissenschaft kam seit der frühen Antike der Philosophie zu.
Ich weiß das alles gerade eher zufällig, weil ich es mal eine Weile studiert habe und schon immer ein Fan von antiken philosophischen Lehren war. Schade finde ich, dass du hier wirklich einfach von vorn bis hinten Dinge beschreibst, die so unzutreffend sind und dazu der eigentlichen Frage danach, was du für dich selbst meinst, schon etwas ausgewichen bist, wie ich es empfinde.
Achso, das tut mir jetzt echt leid, auch noch anzubringen, aber es fällt mir zu schwer, das so stehenzulassen. Tatsächlich habe ich auch Mathematik studiert und es stimmt nicht, dass die Philosophie sich in Teildisziplinen zersplittert hat (die Esoterik schon lange nicht). Mathematik war schon immer eine eigene Disziplin und die Philosophie war die deskriptive Disziplin über der empirischen Wissenschaft, die im Zuge verstärkten Materialismus und Realismus über die Jahrhunderte diesbezüglich an Bedeutung verlor.
Es gibt aber einen ganz spannenden Bereich der mathematischen Philosophie, der sich speziell mit Mathematik und Realismus auseinandersetzt.
Hmm naja Worte setzen sich halt nur durch weil sie von Menschen verstanden werden. Insofern ist es sehr relevant was Menschen dabei spontan in den Sinn kommt. Und das Wort “Esoterik” klingt schon sehr nach “aster”. Wenn du jetzt sagst, nein, das kommt aus dem altgriechischen, keine Ahnung, was ich darauf sage.
Also dass sich das zersplittert hat, ist sicherlich der Fall, man lernt ja auch in der Schule, dass Philosophie im alten Griechenland eher sowas wie ein Vorläufer der modernen Wissenschaft war etc. Ich habe keine Lust hier zu streiten, aber ich denke halt dass es oberflächlich ist zu sagen “Ich studiere Philosophie ohne den Sinn in der Geschichte zu verstehen.”
Streiten möchte ich auch nicht, ist auch nicht notwendig zwischen uns beiden. Ich habe nicht gesagt, dass ich den Sinn nicht verstehe, sondern, dass das, was du als Esoterik beschreibst, eben klassische Philosophie ist. Ich finde es praktisch, dass das so ist, weil wir jetzt die ganzen historischen Strömungen mit iks Boot holen können. Wir könnten jetzt zum Beispiel auch über Hegel und Kant sprechen (beides ehrlich nicht mein Gebiet), sowie über Epikur und Platon. Aber das alles ist eben nicht Esoterik.
Und nunja, es ist ja nicht so, dass ich herkomme und einfach behaupte, dass Esoterik dies und jenes bedeutet. Es gibt ein Adjektiv (esoterikos), aus dem Esoterik unmittelbar abgeleitet wurde und eine Verbindung zum Wort aster (was übrigens korrekterweise nicht aus dem lateinischen, sondern ebenfalls dem Altgriechischen kommt) gibt es da nicht.
Ja stimmt genau, ich nenne das Esoterik was du wahrsl. einfach klassische Philosophie nennst. Meine Gründe habe ich ja dargelegt.
Hmm also Menschen spielen gern mit Doppeldeutigkeiten (vielschichtigkeit) daher würde ich das so sehen dass das Wort halt gewusst so gewählt/beibehalten wurde, dass man es auf mehrere Arten interpretieren kann. Es wurde zwar ursprünglich nach was anderes benannt, der Name wäre aber später geändert worden wenn er zu umständlich wäre. Er hat aber eben aufgrund einer witzigen doppeldeutigkeit gut gepasst. Man kann es übrigens auch noch anders lesen: e-soter-ik, von altgr. “soter” bedeutet “retter” (jesus und so) also “das was vom retter kommt” oder “rettende gedanken” oder so.