Doch während in marktorientierten Gesellschaften die unpersönliche Prosozialität zunimmt, schwindet die zwischenmenschliche, so die These des Harvard-Anthropologen. »Heute bezahlt man eben einen Babysitter, der auf die Kinder aufpasst, statt einen Nachbarn darum zu bitten«, sagt er. »Das ist schon ein gewisser Verlust.« Mit anderen Worten: Die Menschheit ist global vernetzter denn je – und gleichzeitig beklagen viele eine Epidemie der Einsamkeit. »Menschen kritisieren den Kapitalismus und Märkte zu Recht dafür, dass sie mit der Zeit in den zwischenmenschlichen Bereich eingedrungen sind«, so Henrich.
Für mich liegt hier der springende Punkt. Menschliches Denken wird bis hin zu zwischenmenschlichen Beziehungen von Marktdynamiken geprägt.
AUF EINEN BLICK :
WIRTSCHAFT PRÄGT BEZIEHUNGEN
Der Kapitalismus hat keinen guten Ruf. Wenn es ums Geld geht, sind die eigenen Werte schnell vergessen, heißt es. Doch Verhaltensexperimente zeichnen ein anderes Bild.
Demnach gilt: Je größer der Einfluss von Märkten auf eine Gesellschaft, desto wohlwollender verhalten sich ihre Mitglieder gegenüber Unbekannten.
Allerdings reduzieren Marktmechanismen auch die Bedeutung des persönlichen Umfelds. Wo man Leistungen kaufen kann, werden weniger Freundschaftsdienste erbracht.
Diese Gleichsetzung von Markt=Wettbewerb=Kapitalismus geht halt irgendwie nicht auf. Im Artikel wird zuerst gelobt, dass der Markt die Kooperation fördert und sich das scheinbar positiv auf menschliche Beziehungen auswirkt. Und gleich danach wird der Markt als grosse Konkurrenz abgetan, wo alle nur auf den eigenen Vorteil aus sind und es wird daraus ein Widerspruch gezimmert. Und im Kapitalismus gibt es ja auch Märkte, da kann er ja nicht absolut böse sein.
Als wenn der Bauernmarkt im Dorf irgendwie in einem grösseren Kontext mit dem Treiben an der Wall Street vergleichbar wäre
bp;dr