Wieso der Post?
Über Gellan (nicht Gelatine!!!) findet man quasi nichts, und ich versteh nicht wieso. Das will ich ändern!
Was ist Gellan?
Agar wird traditionell verwendet, um damit feste, gummibärchenartige Medien für Petrischalen zu machen. Er ist günstig, inert (kann nicht verdaut werden) und bekannt.
In manchen Bereichen der (Mikro-)Biologie verwendet man aber inzwischen Gellan, was sehr ähnliche Eigenschaften hat. Dieses ist teurer und schwerer zu kriegen hier, dafür aber perfekt kristallklar, was mir den Mehraufwand und sonstige Nachteile wert ist.
Rezept (auf 100 ml):
Lösung 1:
- 2,5 g Reissirup (z.B. von DM), siehe mein zweiter Post überhaupt hier
- 0,2 g Pepton (Soja)
- 0,5 ml einer 10%igen Calciumchlorid-Lösung (schwer direkt abzuwiegen) [-> CaCl2 kriegt ihr als Raumentfeuchter im Baumarkt]
- 50 ml Wasser
Lösung 2:
- 1 g Gellan
- 50 ml dest. / entkalktes Wasser Die beiden zusammen in die Mikrowelle stellen, bis die Lösung fast kocht. Dann (am besten mit Milchaufschäumer) sehr gut rühren, bis sich alles löst.
Die beiden Lösungen dann zusammenkippen und in einer Glasflasche für 20 min im Schnellkochtopf sterilisieren.
Beim Gießen fällt einem auf, dass Gellan erst bei ~40°C fest wird, Agar aber schon bei 60. Vorteil: je kälter das Medium beim Gießen ist, desto weniger Kondensation hat man!
Wieso das Calcium?
Gellan benötigt zweiwertige Ionen, also Calcium oder Magnesium, um seine Ketten zu verlinken und damit zu gelieren. (Magnesium ist aber “giftig” für Pilze, während Calcium das Wachstum verbessert.)
Ohne diese beiden bleibt die Lösung flüssig, und mit zu viel wird sie steinhart.
Daher darf man Gellan auch nicht in Leitungswasser lösen, da es sonst direkt stockt und sich nicht mehr verteilt.
Vor- und Nachteile im Vergleich zu Agar:
Nachteile:
- Nicht so wöbbelig und gummiartig - es zerbröckelt leichter
- Etwas teurer pro Rezept (Potenz miteinberechnet)
- Umständlicher, da man 2 getrennte Lösungen ansetzen sollte
- Schwerer zu kriegen
Vorteile:
- Hauptsächlich die Transparenz, die ist enorm!
- Durch den Calciumzusatz wachsen die Kulturen kräftiger (ähnlich wie beim Gipszusatz im Holzsubstrat)